»Das Fernsehen, mein lieber Daniel, ist der Antichrist, und ich sage Ihnen, es werden drei oder vier Generationen genügen, bis die Leute nicht einmal mehr selbständig furzen können und der Mensch in die Höhle, in die mittelalterliche Barbarei und in einen Schwachsinn zurückfällt, den schon die Nachtschnecke im Pleistozän überwunden hat. Diese Welt wird nicht von der Atombombe zerstört werden, wie uns die Zeitungen weismachen wollen, sondern sie wird sich totlachen, wird an Banalität zugrunde gehen, weil sie aus allem einen Witz macht, einen schlechten noch dazu.«
••• Ich habe keine Ahnung, warum Zafón erzählt, was er erzählt. Aber er macht es wunderbar. Er scheint mit Márquez sozialisiert, was durch die glasklare Schule eines american creative writings durchschimmert. Ein Schmöker auf hohem erzählerischen Niveau.
Am 30. Dezember 2008 um 18:00 Uhr
[…] und alle 550 Seiten von »Im Schatten des Windes« von Carlos Ruiz Zafón gelesen. Als ich das Antichrist-Zitat brachte – grad erst um Seite 120 herum – war ich schon im Grübeln: Was treibt der Mann […]
Am 1. September 2010 um 10:41 Uhr
Hm. Das Fernsehen ist … nicht der Antichrist. Ich habe eine zu hohe Meinung vom Gegenspieler Christus‘, v.a. in intellektueller Hinsicht, um ihn mit dem TV gleichzusetzen.
Wohl werden wir uns auch nicht totlachen. Ein Faden Saliva wird von unseren sprachlosen Mündern triefen, wenn unsere Köpfe gänzlich geleert sein werden, bar jeglichen moralischen Anspruchs, unfähig unsere Freiheit zu verteidigen oder sinnvoll gegenüber unserem Nächsten zu bemessen.
Fraglich, wie eine freie Gesellschaft die Gewalt, Million zu beeinflußen, in die Hände profitorientierter Unternehmen legen kann.
Am 2. September 2010 um 22:12 Uhr
ich stimme da zu. fernsehen ist: wenn schon: dann der christ. verdummung ist dem meister des geistigen feuers nicht zuzutrauen. denken bedeutet nun einmal, luzifer zu huldigen.
Am 3. September 2010 um 09:30 Uhr
Ich denke, „Hinterfragen“ ist eher im Geiste Luzzis.
„Denken“ alleine, kann das nicht zu allem führen? Die Theologen des Vatikan sind bestimmt brilliante Geister, aber was ihnen wohl zu fehlen scheint, ist der Drang, sich irgendwann zu erheben und „Warum?“ zu sagen.
Das ist es auch, was mich persönlich vom Christentum weggeführt hat. Dieses „Hier ist die kanonische Lehre! Friss dankbar und knie‘ oder stirb den ewigen Tod.“ — äh, das angebrachte Wort hier ist „Nein.“