Mit Haien und Rochen Auge in Auge

3. Juli 2008

Katzenhai
Katzenhai

Wie fast jeder Hai für den Menschen ungefährlich. Er schläft tagsüber in Höhlen von Wassertiefen bis in 100 m Tiefe, jedoch sollen auch in 400 m schon Katzenhaie gesehen worden sein. Als nachtaktiver Räuber ernährt er sich vorwiegend von Weichtieren, Krebsen und Bodenfischen. Er kann eine Größe von bis zu 100 cm erreichen, meist jedoch nur 60 bis 70 cm. Die Weibchen legen ihre Eier, indem sie nahe über dem Boden und Steilhängen schwimmen und dabei die Hornfäden der Eigehäuse aus der Geschlechtöffnung hängen lassen. Sobald sich diese Fäden verfangen wird das Ei aus dem Weibchen gezogen. Die Jungtiere schlüpfen nach 5-11 Monaten, man kann sie aber auch im Ei schon beobachten. Die Schlupfgröße ist ca. 9-10 cm.

gefunden bei: Klamminger

••• Ich mache Fortschritte beim Tauchen. Eine Zusatzausbildung samt Prüfung zum Nitrox-Tauchen habe ich auch bereits hinter mich gebracht. Nitrox ist ein höheres Sauerstoff-Stickstoff-Gemisch und ermöglicht längere Aufenthalte in Tiefen bis etwa 30m als normale Pressluft. Aus dem geplanten Nachttauchgang vom Boot aus wurde gestern nichts, außerdem ist das Wasser für die Jahreszeit hier um knapp 2 Grad zu warm. So sind die wenigen Katzenhaie, die es derzeit hier in Küstennähe mögen, kaum zu finden, weil sie sich tagsüber im Grund eingraben. Mitunter erkennt man jedoch bei genauem Hinsehen ihre Umrisse und kann sie freiwedeln. Dann werden sie wach und schwimmen aus dem Versteck. Wenn man ihnen dann Auge in Auge gegenüber schwebt, ist es schon imposant. Auch wenige Rochen gibt es hier und Sardinenschwärme, die besonders beeindruckend sind, wenn sie sich – silbern funkelnd – vor einem teilen und in Sekundenschnelle die Richtung wechseln.

Das Tauchen entspannt nach den Aufregungen und Anspannungen der letzten Wochen. Ich habe mehrere Manuskripte dabei, die für die Edition zu prüfen bzw. zu lektorieren wären. Ich komme aber nicht dazu. Die wenigen ruhigen Augenblicke am Abend, wenn die Kinder schlafen, habe ich genutzt, um das umfangreiche Recherche-Material für „Die Leinwand“ durchzugehen. Darunter ein 260 Seiten starkes Manuskript eines amerikanischen Psychiaters und Therapeuten, das schwankt zwischen Roman und medizinischer Fallbeschreibung. Ich hoffe, diesen Fall zum Initiationserlebnis Zichronis während seiner Facharztausbildung machen zu dürfen.

Als ich das Script ausgelesen hatte, standen mir zwei weitere Leinwand-Kapitel geradezu kinoecht vor Augen. Der Fall passt perfekt zum Plot. Es ist fast unheimlich, dass ich auf ihn gestoßen wurde. Ich befürchte nur, dass das „Wildern“ in seinem Stoff dem Autor nicht gefallen wird. Seine erste Reaktion – in Eile geschrieben – ist sehr verhalten. Immerhin hat er keine medizinische Fallbeschreibung geliefert, sondern spürbar einen literarischen Anspruch verfolgt. Außerdem hält er sich engstmöglich an die Tatsachen, während meine Verarbeitungsidee natürlich nur Momente der Klienten-Biographie aufgreift, den Fall literarisch transformiert und in den Plot der „Leinwand“ integriert.

Nun warte ich besorgt ab, wie weit der Autor meinen Wünschen, das Material zu nutzen, nachgeben kann. Es wäre ein Jammer, wenn ich diese beiden Kapitel, die in meiner Vorstellung quasi schon geschrieben sind, nicht verwenden könnte. Es ist komplex. So viele berechtigte Schutzbedürfnisse von lebenden Personen sind zu berücksichtigen bei diesem Projekt, das bei aller Fiktionalisierung doch sehr viele starke dokumentarische Elemente hat und ja gerade auch von dem Spannungsverhältnis leben soll.

Meinen Roman gefährdet zu sehen, bereitet mir mehr Angst, als mit Haien und Rochen Auge in Auge im Atlantik zu schwimmen.

4 Reaktionen zu “Mit Haien und Rochen Auge in Auge”

  1. La Tortuga

    Hast Du dieses Schossfischchen selber geknipst, hoffe ich?

    Und im Rückspiegel steht „Addicted?“ – wie passend! Da hat einer unter Wasser Feuer gefangen und ist süchtig nach dem Zeug in den Sauerstoffflaschen!

  2. Benjamin Stein

    Hast Du dieses Schossfischchen selber geknipst, hoffe ich?

    Das habe ich nicht. Meine Herzdame hat mir sogar eine disposable underwater camera besorgt. Aber mir ist das – um ehrlich zu sein – zu viel Gefummel. Man hat ja eh schon viel Zeug dabei. Aber beim nächsten Tauchurlaub werde ich mich sicher schon viel sicherer fühlen und auch mal eine Kamera mitnehmen. Das Geschenk der Herzdame hebe ich also auf.

  3. ksklein

    zu spät. habe die kamera vor deiner abreise aus dem koffer genommen um selbst zu knipsen. ich dachte eben, dass dir das zuviel gefummel war.

  4. La Tortuga

    Oh, aaach. Müssen wir jetzt ein Jahr warten auf die wirklich dicken Brummer (also die Bilder der Brummer)?!

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