Als man mich fragte, ob ich mit einer Gruppe von Schriftstellerlehrlingen zur Leipziger Buchmesse zu fahren, sagte ich spontan ja. Ohne genau zu wissen, was ich da sollte. Es war so ein Gefühl, dass ich mich dazu veranlasste, da hin zu wollen. Manchmal habe ich so etwas. Ich fühlte, nichts könnte mich mehr motivieren, als so ein Tag voller Bücher, voller Autoren, Verlage und voller lesender Menschen. Dachte ich. Aber die Wirklichkeit war dann doch etwas anders. Voll war es. Es gab Bücher, Verlage, lesende Menschen und Autoren. Alles in Hülle und Fülle. Nur das mit der Motivation … das ist grundlegend schief gegangen. Jede Stunde in einer Thalia Buchhandlung bringt mir mehr, als ein Tag in dieser Welt der kommerzialisierten Bücherhölle.
••• Mir wird das alles zu viel. Da ich intensiv an der „Leinwand“ arbeite, kann ich kaum noch verfolgen, was sich da draußen ereignet. Neun Stunden pro Tag muss ich meine Kunden beglücken. Ich rede gern mit meiner Frau, und auch mit meinen Kindern möchte ich Zeit verbringen. Die Anzahl literarischer Blogs, die ich abonniert habe, ist überschaubar. Doch die Frequenz, in der dort Beiträge erscheinen, macht es bereits unmöglich, jeden einzelnen auch nur zu überfliegen. Jene Beiträge von Autoren, die mir wirklich am Herzen liegen, müssen mitunter zwei Wochen warten, bis ich eine ruhige Minute finde, um sie aufmerksam lesen zu können.
Und zu all dem bricht dann noch die Hölle des Saison-Ereignisses Buchmesse über einen herein. Man muss nicht einmal hinfahren, um völlig erschlagen zu sein von der nun wirklich für jeden unüberschaubaren Flut von Neuerscheinungen. Ich denke immer öfter, dass man aus zwei Handvoll Gründen konsequent aussteigen muss aus diesem Betrieb. Hungerleiden muss ohnehin jeder, der dem Markt nicht ganz seine Seele überantwortet. Wenn nun das Arrangement eh schon so getroffen ist, dass man bestens lebt von einem Brotberuf, dann sollte man sich auch den Luxus gönnen, nur zu schreiben, „wenn Gesang im Herzen wohnt“, keinerlei Konzessionen zu machen an Märkte, keine Sekunde zu verschwenden auf Geschäftsbeziehungen mit den Wortverwesern.
Diese Buchmesse, nur via Internet beobachtet, hat mir wirklich den Rest gegeben.
Am 23. März 2008 um 21:05 Uhr
… wenn ich daran Schuld bin : „Das habe ich nicht gewollt“ ;]
Aber mal so nebenbei. Hier fühle ich mich wohl, seitdem ich durch Zufall über den Beitrag zu den Stilübungen gestolpert bin. Das wollte ich schon lange sagen. Und jetzt passt es gerade.
Am 23. März 2008 um 21:31 Uhr
Daran schuld bist Du gewiss nicht! Und dass Du Dich hier wohl fühlst, freut mich natürlich. Du hast ja nur in Worte gefasst, was auch ich nicht leugnen kann.