Auffällig wenig Poesie

6. März 2008

Gab es in der Nachkriegsgeschichte schon einmal ein Jahr, in dem die deutsche Literatur so ausführlich und enthusiastisch gelobt und gefeiert wurde wie im letzten? Der Beifall brandete schon zur Frühjahrsmesse in Leipzig auf, und als die sogenannte long list zu deutschen Buchpreis verkündet wurde – immerhin zwanzig Titel -, hielten die nicht für den Buchpreis tätigen Kritiker noch schnell all die Romane ins Licht, die ihrer Meinung nach unbedingt auf der Liste hätten stehen müssen, so daß der Leser plötzlich eingeschüchtert vor einer Wand aus mehr als vierzig deutschen Romanen verzweifelte. Vierzig gute Romane in einem Jahr?

••• Vierzig gute Romane in einem Jahr? Diese Frage stellt sich Michael Krüger im Geleitwort der Akzente 1/2008. Und er beschreibt ohne viel Drumrum, was übrig sein wird von jenen 40, wenn im Frühjahr die neue Kollektion in die Buchhandlungen gekarrt wird.

Auffällig wenig war im vergangenen Jahr wieder von der Poesie die Rede, obwohl sie es doch ist, die nach wie vor die haltbarsten Bücher hervorbringt. Es fehlt ihr an enthusiastischen Fürsprechern. Sie begnügt sich mit einer stabilen Leserschaft von ein paar hundert Verschworenen, mit ein paar klandestinen Zeitschriften und Lesungen an verschwiegenen Orten. Aber irgendwie glaubt sie fest an ihren Nachruhm.

Mit dieser Ausgabe startet Akzente für die Verschworenen ins 55. Jahr ihres Bestehens. Chapeau.

Das Heft besteht natürlich nicht nur aus Vorwort. Besonders gefreut habe ich mich über drei Gedichte von Friederike Mayröcker. Auch im Heft: Edward Hirsch, Peter Bieri, Wilhelm Genazino, Durs Grünbein, Klaus Reichert, Günter Herburger, Cees Nooteboom, Frans Budé, Albertina Soepboer, Wilhelm van Toorn und Ulrike Sawicki.

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