Sehr geehrter Herr Stein,
noch einmal danke ich Ihnen für das Angebot Ihres Romans „Ein anderes Blau“. Mit großem Interesse habe ich es gelesen, muß Ihnen jedoch mitteilen, daß wir nach reiflicher Überlegung leider keine Möglichkeit sehen, Ihre „Prosa für 7 Stimmen“ zu veröffentlichen.
Wir haben uns diese Entscheidung nicht leicht gemacht. Denn vor allem ihr Stil erscheint mir als etwas Besonderes, ihre lyrische, bisweilen surreale Prosa voller Metaphern und Leitmotive, ihre klugen Sentenzen, ihre kühle Art, über schwergewichtige Themen zu schreiben. Eine allzu große Herausforderung stellt dagegen der Aufbau dar, den Sie gewählt haben, die Beiträge der unterschiedlichen Erzählerstimmen, die, egal ob tot oder lebend, ihre Puzzlesteine zu diesem tragischen Bild beitragen, ohne daß sich dieses Bild am Ende klar und deutlich abzeichnen würde. Um sich hineinzuversetzen in die Figuren, die hier zu Wort kommen, und den Plot sind die Bilder manches Mal allzu hermetisch, ist die Handlung stellenweise allzu kryptisch.
Ich würde mich jedoch freuen, wenn Sie [unser Haus] im Hinterkopf behalten würden und wenn Sie uns, sollten Sie ein neues Projekt in Angriff nehmen, noch einmal ein Manuskript anbieten würden.
••• Das ist wenigstens einmal eine substantielle Antwort, sage ich mir.