Bücher nach der Autopsie

8. Januar 2008

Book Autopsies - © Brian Dettmer 2007
Book Autopsies – © Brian Dettmer 2007

••• Ich bin – kaum zurück im Lande – schon wieder hineingeworfen in den utilitaristischen Alltag. Das bringt mich literarisch völlig aus dem Tritt. Ich habe, stelle ich fest, weder Situation noch Raum zum Schreiben oder vielmehr für die lange Zeit des Entwickelns, unschriftlichen Probierens. Es ist leider so: ich kann mich nicht an einem beliebigen Ort hinsetzen und abtauchen in die Dichtung. Ich bin zu anfällig für Ablenkung. Das allein könnte schon Grund genug sein, wieder mit der Hand zu schreiben statt mit dem Computer, zumindest den ersten Entwurf.

Wenn es in mir arbeitet, so ist das intensive Kommunikation mit mir selbst. Was ich nicht brauchen kann dabei, das sind Störungen und Sprechen-Müssen. Ruhe also müsste ich irgendwie organisieren – und sei es nur für eine sehr begrenzte Zeit pro Tag. Ich versuche auch, mir klar zu machen, warum ich meinen Arbeitsplatz zu Hause für so untauglich halte. Mit Raum oder Bequemlichkeit hat das scheinbar nichts zu tun. Der winzige Schreibtisch in meinem Zimmer im „Little House in Bakah“ war perfekt, obwohl ich so verdreht daran sitzen musste, dass ich nach mehr als zwei Stunden unweigerlich Kopfschmerzen bekam.

Ich muss das mal durchfühlen und durchdenken und so klären, denn ich möchte mich jetzt nicht abhalten lassen und den lebhaften Schwung der Recherche-Reise ausnutzen, um auch gleich ein wenig frischen Textkörper entstehen zu lassen.

Zichroni also weiss zwar, was er sagen will, aber die Worte liegen ihm noch nicht auf der Zunge respektive der Feder oder der Taste. Statt sich zu äussern, sucht er sich Zerstreuung. Heute zerstreuen ihn die Buch-Autopsien von Brian Dettmer. Der nämlich seziert Bücher und zeigt uns ihr reiches Innenleben: viel mehr als „nur“ Buchstaben!

Book Autopsies - © Brian Dettmer 2007

Book Autopsies - © Brian Dettmer 2007

Mehr von Brian Dettmer gibt es zu sehen auf Centripetal Notion.

3 Reaktionen zu “Bücher nach der Autopsie”

  1. ksklein

    Ich finde die Erklärung ganz einfach, denn wenn ich kreativ sein möchte, dann möchte ich auch allein sein, Ruhe haben und keine Ablenkung. Und das hast Du hier zuhause einfach nicht. Mit Ruhe meine ich nicht die Geräuschkulisse sondern: Keine Verantwortung zu haben! Deshalb geniesse ich auch die Zeit/Ruhe wenn ich allein in den Urlaub fahre. Da ist es dann egal wie laut die Umgebung dort wirklich ist.

    Die Idee alles erst mit der Hand aufzuschreiben finde ich gut. Dann würde wenigstens der Computer nicht so wahnsinnig ablenken.

  2. Winnie

    Mit der Hand zu schreiben ist, so finde ich, viel wirklicher. Nicht nur die Worte fließen aus dem Füller auf das Papier, sondern auch das Gemüt, welches sie hervorbringt, die Geschwindigkeit, mit der ein Text entsteht. All das spiegelt sich wieder und wird festgehalten. Und wird im Ernstfall in einer bewussteren Handlung gelöscht oder beseitigt, als es das Drücken von „(strg+A,) Entf“ ist.

    Ich wünsche alles, was notwendig ist zum Gelingen.
    Viele Grüße, Winnie

  3. rittiner & gomez

    diese „book autopsies“ brian dettmer sind ja eine grandiose entdeckung. ob von hand oder nicht, beides hat seine eigenen gesetze.

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