••• In der die letzten beiden Tage hier hitzig geführten Debatte um A. N. Herbsts 1. Poetikvorlesung und meine Kritik schrieb A. N. Herbst in seinem Kommentar:
Sie halten Form für Design. Ein Sonett, und das wissen Sie nun am besten, ist aber kein Design eines Gedichtes, sondern die Form, die sich ein Ausdruck notwendig sucht.
Ich erwiderte:
Was genau ist ein Sonett mehr als Design?
Und der Frage, dachte nicht nur ich, sollte nachgeforscht werden. Dirk Schröder hat den Ball umgehend aufgenommen und bemerkt zu der Frage auf hor.de in seinem Beitrag „In den öden Fensterhöhlen“:
Für mich ist das Sonett keine Form. Sondern ein Förmchen. Ich bin kein Prokrustes, dem alles ins Bett passen muss. Aus einer Form wird ein Förmchen, wenn ihre äußerlichen, vom Werk ablösbaren Bestandteile kopiert werden. Das ist sinnvoll im Rahmen von Spielsituationen und hilfreich beim Erlernen eines verbindlichen Repertoires performativer Künste, Tanz, Chorlied usw. Es macht auch Spaß, mit Förmchen zu spielen, wie mit Grammatik, Wörtern etc. Es geht mir im Gedicht um Rhythmus. Den geben Förmchen als Instantlösung. Damit kann ich bloß Witze machen (nicht ungern), ich will sprechen mit dem Gedicht – den Förmchen aber folgen die Gedanken wie sonst dem Reim, nur etwas komplexer. Das ist genau dann angemessen, wenn das Sonett vom Sonett spricht.
Dirk Schröders Blog ist mir – leider sehr spät – erst durch diese Debatte aufgefallen. Da werde ich noch einiges an Lektüre nachholen müssen. Damit das auch ja nicht in Vergessenheit gerät, schiebe ich hor.de „Auf die Rolle“.
Am 19. Dezember 2007 um 22:49 Uhr
Warum nicht über Form sprechen. Vor allem, weil unter der Diskussion mit ANH auch darauf bereits geantwortet wird. Ich bin mir diesbezüglich gerade jedoch nicht sicher, ob unter „Form“ tatsächlich dasselbe verstanden werden kann, bedenken wir, dass innerhalb der literarischen Ästhetik gerade dieser Begriff vielfache Wandlungen erfahren hat.
Wenn hor nun von einem Förmchen spricht, wird zwar ersichtlich, wie er das in etwa umreißt – ich nehme einmal an, er spricht auf eine „kleine Form“ an, die es aber überhaupt nicht gibt. Das ist meiner Meinung nach lediglich eine umgangssprachliche Verkehrtheit. Ich würde da eher vom Format reden, auch wenn es aus dem Buchdruck stammt.