Die Städte

30. Oktober 2007

Georg Heym (1887-1912)
Georg Heym

Der dunkelnden Städte holprige Straßen
Im Abend geduckt, eine Hundeschar
Im Hohlen bellend. Und über den Brücken
Wurden wir große Wagen gewahr,

Zitterten Stimmen, vorübergewehte.
Und runde Augen sahen uns traurig an
große Gesichter, darüber das späte
Gelächter von hämischen rann.

Zwei kamen vorbei in gelben Mänteln
Unsre Köpfe trugen sie vor sich fort
Mit Blute besät, und die tiefen Backen
Darüber ein letztes Rot noch verdorrt.

Wir flohen vor Angst. Doch ein Fluß weißer Wellen
Der uns mit bleckenden Zähnen gewehrt.
Und hinter uns feurige Abendsonne
Tote Straßen jagte mit grausamem Schwert.

Georg Heym (1887-1912)

••• Ganze vierundzwanzig Jahre alt ist er geworden – Georg Heym. Hinterlassen hat er dennoch viel: an die 500 Gedichte, mit denen er dem deutschen Expressionismus den Weg bereitete. Heute vor 120 Jahren wurde er geboren. Und aus diesem Anlass unterbreche ich kurz die Folge über nicht zu Ende gelesene Romane – um an ihn zu erinnern.

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