Masks – © ~Stillight@deviantart.com
Wie viele Schalen, Lieb, wie viele Schichten
umgeben deinen letzten Herzenskern?
Ich schau‘ dich an, doch deine Augen flüchten
und bleiben unerreichbar wie ein Stern.
Ich kann nicht mehr – ich will dein Bild vernichten
und nicht mehr wissen, daß du warst und bist?
O, komm mir nicht mit tausenden Gesichten!
Ich weiß, daß keines deine Seele ist.
Hinweg, hinweg? Erinnerungen binden
mein hörig Herz an deinen harten Schritt.
Ich geh‘ mit dir und kann dich doch nicht finden.
Ich folge dir auf Pfaden gleich Spiralen,
und zähle nicht die Qualen, die ich litt,
da ich den Kern nicht fand, nur Schalen, Schalen.
Rose Ausländer
aus: „Der Regenbogen“ (Sonette), X
••• Diese Ohnmacht, jemandem gegenüber zu stehen, den man liebt und zu wissen: was gesehen wird von diesem anderen, hat mit einem selbst kaum etwas zu tun. Auf der Projektionsleinwand verzerrte Spukgestalten, von Vermutungen entstellt, fremd, so weit entfernt vom Ich, das da angesehen wird. Und das Erschreckendste dabei: Mitunter ist man es selbst, der sich so gegenübersteht und doch nichts erkennt. „… nur Schalen, Schalen.“