Theologie im Kinderzimmer

30. August 2007

Handelnde Personen:

  • D (fast 4)
  • A (fast 5)
  • H (die Herzdame, ziemlich jung)

 

D: Hat Gott sich selbst gemacht, Mama?

A: Ja, natürlich hat er sich selbst gemacht. Er hat ja auch die Menschen gemacht.

D: Wenn es Gott nicht geben würde, wäre das schlecht, oder Mama?

A: Ja, natürlich wär das schlecht. Dann wären wir nicht auf der Welt. Dann gäbs niemanden. Keinen einzigen. Gott hat Teile der Welt gefunden und sie dann zusammengebaut.

H: Wie mit Lego-Bausteinen?

A: Nein. Er hat so viele Teile gefunden und dann hat er geschaut, was zusammen passt. Und dann hat er die ganze Welt zusammengebaut und die Menschen auch… Alles – auch die Haare!

D: Nein, Papier hat er nicht gemacht. Papier macht man aus Baumstämmen.

A: Ich glaube, der Gott hat die Baumstämme gebaut.

D: Nein, die Fabrik hat das Papier gemacht.

A: Wenn Gott sich nicht selbst gemacht hat, dann hat ihn ein anderer Gott gemacht. Und der neue Gott hat dann den anderen Gott kaputt gemacht. Damit er der einzige Gott ist.

••• Puh! Noch Fragen?

18 Reaktionen zu “Theologie im Kinderzimmer”

  1. Markus

    Wenn Gott sich nicht selbst gemacht hat, dann hat ihn ein anderer Gott gemacht. Und der neue Gott hat dann den anderen Gott kaputt gemacht. Damit er der einzige Gott ist.

    Schlaues Kind… Sieht mit 5 schon tief tief hinter das Vordergründige. Fast schon unheimlich.

  2. ksklein

    Sie sagt öfters mal unheimliche Dinge. Und ich frage mich immer woher sie diese „Thesen“ hat.

  3. Andrew Shields

    Als ich um 6 oder 7 Jahre alt war, habe ich zu meiner Mutter gesagt, es sei besser, an Gott zu glauben, weil wenn es Gott dann nicht gibt, dann hat man sich nur geirrt, während wenn man an Gott nicht glaubt und es gibt ihn doch, dann hat man einen Riesenfehler gemacht.

    Sie fand es lustig, die These von Blaise Pascal aus dem Mund von ihrem Kind zu hören.

    Bald danach war ich aber andere Meinung:

    http://www.softblow.com/shields.html

    (drittes Gedicht lesen)

  4. HerrH

    als ich sechs jahre alt war, hat man mein dreirad gestohlen, das ding war ohnehin kaputt (nur ein lenker) und ich schaute zum himmel und hatte einen verdächtigen

  5. perkampus

    hahaha. yeah!

    übrigens wissen kinder alles, sie kennen die wahrheit. nur wird es ihnen ausgetrieben von den dämmlichen grossen tieren, die eben nichts mehr wissen.

  6. ksklein

    und es ist manchmal wirklich nicht sehr leicht sie religiös zu erziehen und trotzdem zu versuchen, ihnen keinen „müll“ einzureden.

    oft gibt es schon unterschiede, was von herrn turmsegler und mir den kindern vermittelt wird. aber noch sind die kinder nicht verwirrt, und wenn wir so weiter machen können, werden sie es wohl wahrscheinlich auch nicht. :)

    aber da muss man abwarten… schliesslich werden die fragen auch immer schwieriger zu beantworten. und schon jetzt gibt es fragen, wo man (ich) keine antworten hat. ich denke, das muss man auch den kindern gegenüber zugeben, dass man manchmal keine antworten hat.

  7. Benjamin Stein

    Das ist interessant. Ich denke immer, ich vermittle gar nicht so viel. Natürlich – da ist die religiöse Praxis. Aber wenn da viele Fragen sind, kommen die scheinbar nicht bis zu mir.

    Natürlich ist es schwierig, keinen Müll in die kleinen, schlauen Köpfe zu transportieren. Es ist ja schon schwierig, als Erwachsener, vermeintlich Gebildeter, den Müll zu erkennen und aus seinem Leben herauszuhalten.

    Problematisch finde ich bei der religiösen Erziehung, dass man bestimmte Dinge vermitteln soll/möchte (etwa Kopfbedeckung, Zizit, Brachot) in einem Moment, wo man die tieferen Dimensionen und evtl. auch problematischen Seiten nicht wirklich mit den Kindern besprechen kann. Aber vielleicht könnte man sogar und scheut nur die Mühe.

    Manchmal befürchte ich sogar, man scheut die eigene nochmalige Auseinandersetzung mit sich selbst und dem eigenen Empfinden und Denken.

    Eine interessante Frage fällt dabei aber auf: Die bürgerlichen Gesetze bspw. muss man ebenso vermitteln. Man muss nicht einverstanden sein, kann möglicherweise ihren Sinn nicht einsehen oder lehnt ihn gar ab – aber es nützt nicht, sie gelten. Im haredischen Umfeld wird die Torah genau so betrachtet. Wir tun das nicht. Und da beginnen dann die ganzen Unsicherheiten, Irritationen, Auseinandersetzungen.

    Grund ist der (verständliche) Zweifel an G’tt und am g’ttlichen Ursprung des Gesetzes. Diese ganze furchtbare Menschelei rings um die gute Idee… Ach!

  8. Markus

    Man muss nicht einverstanden sein, kann möglicherweise ihren Sinn nicht einsehen oder lehnt ihn gar ab – aber es nützt nicht, sie gelten.

    Ja, aber als Mensch habe ich immer die Wahl, mich an die Gesetze zu halten oder nicht (und die Konsequenzen dafür zu tragen). Oder in einem anderen Land zu leben, wo andere Gesetze gelten.

    Des weiteren gibt es in einem Land (im besten, aber doch mittlerweile normalen Fall) ein Parlament, das die Gesetze laufend an die veränderte Umwelt anpasst. Das einzige was da zählt, ist die Meinungsmehrheit der gewählten Volksvertreter (in der Schweiz gibt es sogar hierfür ein Korrektiv: Wenn das Volk mit einem Gesetz nicht einverstanden ist, kann es das Referendum ergreifen).

    Parallelen zwischen bürgerlichen Gesetzen und religiösen mögen existieren, gleichsetzen darfst du das keinesfalls. Dass Du dieses Argument immer wieder anführst – mich überzeugt es nach wie vor nicht ganz.

  9. Benjamin Stein

    Möglich, dass ich da einem generellen Irrtum aufsitze. Dass „das Volk“ sich selbst Gesetze gibt, ist ja auch eine relative Neuerung. Und der Gesetzgeber vom Sinai nennt sich nicht ohne Grund König und nicht Ministerpräsident. *g – Uuups, bin ich etwa ein Monarchist?!

    Zur Vergleichbarkeit: Im haredischen (sog. „strenggläubigen“) Umfeld gibt es tatsächlich keine Unterscheidung. Es würde eher als tolerierbar angesehen, 20 km/h zu schnell auf der Strasse zu sein, als den rechten Schuh zuerst anzuziehen!

  10. ksklein

    Dass Du dieses Argument immer wieder anführst – mich überzeugt es nach wie vor nicht ganz.

    hihihi…. ich kann das auch nicht gleichsetzen. vor allem auch nicht das argument: steuern zahlt man auch, obwohl man nicht will. dann kann man auch eine kopfbedeckung tragen wenn man nicht will.

    aber spass beiseite…

    @Benjamin: Die Fragen kommen anscheinend vor allem an mich, weil ich damit lockerer umgehen kann. Wenn Du Dich auch erinnern kannst, bin ich es gewesen die D davon überzeugt hat, dass es gut ist seine Basecap zu tragen oder dass die Kinder die Brachot sagen sollen. Ich vermitteln ihnen eher, dass es gut/schön ist wenn sie das freiwillig machen und nicht, dass man es einfach tun muss weil es Gesetz ist.

    Das war für mich selbst auch immer wichtig: Freiwillig etwas tun zu können. Es ist psychologisch für mich ein grosser Unterschied ob ich freiwillig etwas tun kann UM DEM ANDEREN ZU HELFEN so zu leben wie er das möchte oder ob ich etwas tun muss (was ich nicht möchte und FÜR MICH KEINEN SINN hat) nur weil es Gesetz ist.

    Beim ersten Fall habe ich den Grund etwas zu tun: es ist für den anderen. Beim zweiten Fall hat es für mich keinen Grund.

    Und das möchte ich eben den Kindern – so weit es geht – vermitteln. Sie sollen das alles gern und freiwillig machen. Dann werden sie später – vermutlich/hoffentlich – auch keine grossen Probleme damit haben.

  11. ksklein

    noch ein paar andere gedanken der a:

    wir waren gerade im supermarkt einkaufen. (wir wohnen im schwulenviertel der stadt). vor uns an der kasse waren zwei schrille männer (miniröcke, extreme glitzer high heels, perücken, einer bauchfrei im pailettenbustier) die ziemlich laut und auffällig eingekauft haben.

    und was beschäftigt a: „mama, warum machen sich die männer so schön und dann rasieren sie ihre bärte nicht ab? (ich hätte mich kaputt lachen können, vor allem dachte ich mir das bei den po haaren des einen mannes auch. ;) )

  12. Benjamin Stein

    @ksklein: Etwas tun, weil man es gut und schön findet. Das sehe ich ja ganz genauso. Die Fragen beginnen dann, wenn man mit Dingen konfroniert ist, deren Sinn man nicht einsehen kann, die nicht schön zu erklären sind. Lässt man das dann weg? Mein Problem daran ist, dass ich dann unmittelbar in ein Empfinden von Beliebigkeit rutsche. Der Gesetzescharakter will diese Beliebigkeit verhindern.

  13. Markus

    Mein Problem daran ist, dass ich dann unmittelbar in ein Empfinden von Beliebigkeit rutsche. Der Gesetzescharakter will diese Beliebigkeit verhindern.

    Solche Bemerkungen machen mich putzehässig, Benjamin. Denn das verurteilt jene, die sich intensiv mit ihrem religiösen Umfeld oder Hintergrund auseinandersetzen, pauschal. Würdest du auch alle Akte zivilen Ungehorsams als beliebig klassifizieren? Oft ist die Gesetzesübertretung ein Akt der Menschlichkeit. Resultat eines tiefen Empfindens, das dem Gläubigen diesen Akt diktiert. Begleitet oft von Zerrissenheit, Zweifeln, Leiden. Der Weg dessen, der sich dazu entscheidet, ein Gesetz zu missachten, ist oft weit schwieriger. Keiner, der sich mit seiner religiösen Tradition aufrichtig auseinandersetzt, tut dies leichtfertig. Keiner.

  14. Benjamin Stein

    Du betrachtest das – wohltuend! – aus einem gänzlich anderen Winkel, als ich es in meinem Kommentar meinte. Beim Lesen Deiner Zeilen war mir erst einmal völlig unklar, was das mit „zivilem Ungehorsam“ zu tun haben soll. Dein Blick auf dieses Problem, wie Du es hier beschreibst, öffnet mir tatsächlich gerade die Augen. Danke dafür!

    Wie fest steht man doch mitunter auf dem eigenen Empfindungs- und Gedankenknoten!

  15. ksklein

    Der Weg dessen, der sich dazu entscheidet, ein Gesetz zu missachten, ist oft weit schwieriger. Keiner, der sich mit seiner religiösen Tradition aufrichtig auseinandersetzt, tut dies leichtfertig. Keiner.

    … ich kann nicht anders: Einen dicken Schmatz und eine ganze feste Umarmung von mir. Mir fällt es sehr schwer solche Dinge zu formulieren und oft lese ich dann bei Dir genau das was ich empfinde.

    Vieles wäre einfacher wenn man sich so trefflich ausdrücken könnte.

  16. Benjamin Stein

    … einen dicken Schmatz …

    An wen der jetzt wohl ging…

  17. ksklein

    war das nicht klar?

  18. ksklein

    und hier gleich noch ein paar kinderworte (weiter unten auch in deutsch).

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