••• Tankas haben oft einen Gesprächscharakter im Sinne von Rede (die ersten drei Zeilen) und Gegenrede oder Antwort (die zwei Schlusszeilen). Im Japan der Edo-Zeit machte man sich ein Gesellschaftsspiel daraus, Tankas aus dem Stregreif zu dichten und in Form eines Gesprächs zu verketten, wobei ein Tanka jeweils das Thema oder Material des Schlusses des Vorgänger-Tankas aufnahm.
Eine solche Verkettung der Kurzgedichtform hat auch Franz Dodel geschaffen. Sein auf drei wunderschöne Bände aufgeteilter 6.000-Zeilen-Haiku ist dabei nicht wirklich eine Verkettung von Haikus, sondern ein ständiger Wechsel zwischen Zeilen zu 5 und 7 Silben. „Nicht bei Trost – a never ending Haiku“ nennt Dodel sein Werk. Er nutzt die Form als ein Gefäss, in das er seine Dichtung tropfen lässt, nicht strukturlos, doch assoziativ mäandernd, oft wie ein Mantra. Dabei gelingen ihm zuhauf Momente grosser Poesie.
alles ist Auge
will im Blick sein und leuchten
furchtlos wenn morgens
das Licht um die verkrümmten
Glieder den Weg sucht
um in die schwarze
Wölbung zu biegen
Dunkles scheint uns schlecht verteilt
das Schachbrett enttäuscht
immer einen Spieler
und der Sieger ahnt
seine Ohnmacht erst später
alles fällt schliesslich
in seinen Schatten und steigt
…Franz Dodel, aus: „Nicht bei Trost“
Ich bin noch lang nicht am Ende dieses Haiku (wie auch, da er endlos ist…); und ich werde gern weiterlesen. Wer die Kosten für die beim Wettberwerb „Die schönsten Schweizer Bücher 2004“ ausgezeichnete Haiku-Ausgabe scheut, kann die ersten 6.000 Zeilen bislang veröffentlichten 12.000 Zeilen des Dodel-Haikus online lesen.
Am 3. Juli 2007 um 11:41 Uhr
Das ist nicht ganz richtig. In Buchform existieren erst die ersten 6000, online sind bereits 12’000 Zeilen zu geniessen.
Am 3. Juli 2007 um 11:44 Uhr
Da hat der Markus ganz und gar Recht.
Am 3. Juli 2007 um 12:54 Uhr
aus verschwiegenen quellen weiss ich, dass es bald weitere x-tausend zeilen in buchform geben wird. dass es sie also fast schon gibt. nur noch nicht eben greifbar.
Am 3. Juli 2007 um 13:11 Uhr
Wie hat die verschwiegene Quelle Dir das denn vermittelt? Gebärdensprache vermutlich… Weiss die Quelle auch, ob es sich um die gleiche Aufmachung wie bei den drei ersten Bänden handeln wird?
Am 3. Juli 2007 um 14:47 Uhr
die quelle sitzt mir gegenüber und ist der autor höchstpersönlich. zum rest muss ich leider schweigen.
Am 3. Juli 2007 um 14:49 Uhr
An die Tastatur mit ihm! Autorengrüsse beflügeln die Redaktion!
Am 3. Juli 2007 um 18:09 Uhr
spannend :)
Am 4. Juli 2007 um 08:35 Uhr
der autor ist der peterlicht der haikuszene. grüsse übermittle ich in seinem namen. die preise nehm ich auch entgegen …
Am 4. Juli 2007 um 21:58 Uhr
Peter Licht? Auch eine Art Beleidigung.
Am 4. Juli 2007 um 22:34 Uhr
Das kann nur auf die Auftritts- die Gesichtszeigescheuheit bezogen gewesen sein; und also würde ich nicht gleich von einer Beleidigung ausgehen. Ein Schwafler ist Dodel nämlich wirklich nicht.
Zwischenzeitlich habe ich mich gefragt, ob Herr Abendschein uns womöglich nasführt und Dodel sein Haikuschreiber-Pseudonym ist. Das Bild auf Dodels Hompage könnte ja auch schamlos gefälscht sein…
Am 10. Dezember 2008 um 11:55 Uhr
[…] lyrischen KonZENtrationsform des Haiku – ist die ungewöhnliche Fortschrift , welche der Schweizer Franz Dodel mit “Nicht bei Trost” ( Haiku , endlos) betreibt . Seit 2002 . Als Work in progress . […]
Am 19. Februar 2011 um 20:57 Uhr
[…] eine Voraussetzung dafür. Über Dodels Mammutgedichte im Haiku-Silbenmaß habe ich hier schon ausführlich berichtet. Umso mehr freut es mich, dass Franz Dodel nun auch mit einem […]