an einen ungenannten

3. Juni 2007

ich höre daß du in diesem jahr wieder
zwischen diesen hügeln unter diesem eisernen licht
dahingingst
dahingingstwie rimbaud mit einer frau in diesem sommer
der den unsern schon so fern ist daß du nicht die namen
verstehen könntest die ich den hügeln gebe wenn
ich versuche mich zu erinnern

über das gras ist der stein gekommen
zu scharfe regen über die bäume
und ein roter rauch in dem das licht sich ändert
wie um sie umzudeuten die namen
an denen man sich in einem exil besäuft

name die der immer gleiche finger
auf einem papier verreibt das sind die dokumente
dieser zeit
dieser zeit– hoffen wir es bliebe in der atemluft
ein geruch nach verbranntem –

© Wolfgang Hilbig (31. 08. 1941 – 02. 06. 2007)

••• Wolfgang Hilbig ist tot. Er starb gestern in Berlin. Zu früh. So ist das immer. Es ist nicht leicht zu erklären: Für mich ist mit ihm ein Stück meiner ohnehin verlorenen Heimat gestorben, des kleinen Landes, aus dem ich komme, nach dem ich mich keine Sekunde zurücksehne, das aber doch Heimat war. Wie Hilbigs Gedichte.

2 Reaktionen zu “an einen ungenannten”

  1. Hilbi

    Das ist ein großer Verlust. Wolfgang Hilbig war ein wunderbarer Mensch
    und ein großer Dichter.

  2. Andrew Shields

    Ich komme immer wieder auf die wunderbare kleine Erzählung „Die Arbeit an die Öfen“ zurück, wie der Erzähler als Heizer arbeitet, und versucht, dabei zu schreiben.

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