••• Die Jury des Lead Academy Award hat das SZ-Magazin zu Deutschlands bester Zeitschrift gekürt. Das ist sicher kein Fehlgriff. Aber darum geht es mir gar nicht. Worum es mir geht, ist das Interview mit dem Jury-Vorsitzenden Markus Peichl, der im Gespräch mit WELT ONLINE, einräumt, dass es nicht nur Grund zum Feiern gibt.
Aufmerksam geworden bin ich darauf via popkulturjunkie. Los geht es harmlos: Man redet über Vanity Fair, Park Avenue, Magazin-Niedrigpreise… Doch dann erinnert mich Herr Peichl plötzlich an meine Journalistenjahre:
… die Leute werden mit so viel Mittelmaß erschlagen, dass sie das Gute nicht mehr sehen. Erinnern Sie sich an die Hitler-Parodie mit Helge Schneider? Die Frage „Darf man über Hitler lachen?“ war die Sau, die eine Woche lang durchs mediale Dorf gejagt wurde. Danach war die Sache vergessen, der Film floppte, basta. Dasselbe passierte mit dem Uschi-Obermaier-Film. Ein Riesenzirkus. Bereits vor dem Filmstart war alles vorbei, der Film ein Riesenflop, kein Mensch redete mehr darüber. Das ist das Problem, mit dem die Printmedien zu kämpfen haben. Selbstverschuldet lassen sie sich im Kampf gegen schnellere Medien auf das Gebot der Nichtsubstanz und das Verdikt der Geschwindigkeit ein. Journalisten haben keine Zeit mehr zu recherchieren, sich etwas genau anzuschauen und darüber nachzudenken.
Diese Zeit hatten wir schon damals nicht. Jedenfalls nie genug. Und ich habe sogar für Monatsmagazine gearbeitet, bei denen es eine Woche nach Redaktionsschluss immerhin ein bis zwei ruhigere Tage gab, in denen man manchen Dingen gründlicher nachgehen konnte.
Ein wenig später gibt Peichl preis, was er gar nicht mehr hören mag.
… diesen Satz, den Printmedien-Leute so gern von sich geben, wenn sie ihre Angst vor Online-Medien vertreiben wollen: „Wir werden gegen das Fast-Food-Medium Internet bestehen, denn der Leser möchte Selektion, und genau die geben wir ihm: Wir trennen das Wichtige vom Unwichtigen.“ Stimmt einfach nicht. Alles nur Alibi-Wunschdenken. Die Printmedien verbreiten viel zu viel völlig ungefilterte Information im Affenzacken hinaus in die Welt.
Mir ist völlig unklar, warum noch immer und immer wieder das Internet als Fast-Food-Medium verschrien wird. Nur Disposables? Keine Gründlichkeit? Untermittelmässigkeit? – Diposabler, ungründlicher, untermittelmässiger als in der durchschnittlichen Printmedien-Redaktion kann es hier draussen gar nicht zugehen.
Apropos Gründlichkeit: Der demletzt erwähnte Kampusch-Essay im „Wespennest“ war mitnichten von Peter Moeschl verfasst, sondern von Rainer Just. Ich habe das korrigiert, anders als die vielen Fehler, die mir in meinen Zeitschriftenartikeln untergekommen sind und die nicht korrigierbar waren. Ich danke der aufmerksamen Leserin aus Wien für den Hinweis!