••• Heute bin ich besonders stolz – auf meine Frau. Ihr schönstes Moleskine hat sie mir für meine Turmsegler-Notizen geschenkt. Die vielen anderen füllt sie mit Zeichnungen. Nachdem in den letzten Jahren die Zeit für uns beide etwas knapp war, uns mit Kunst und Literatur zu beschäftigen, hat sie im letzten Jahr wieder begonnen zu zeichnen und sich an Artist-Card-Foren (ATC) zu beteiligen. Für diejenigen, die (wie ich damals) nicht wissen, was das ist: ATCs haben das Format von amerikanischen Kreditkarten. Man tauscht sie, einzeln oder in Themen-Sätzen, was einem mitunter sehr schwer fällt. Auf diversen Websites gibt es riesige Galerien, die von grossen Fan-Gemeinden frequentiert werden.
Ich durfte nur ab und an mal einen Blick auf einige Karten werfen. Doch jetzt darf ich ganz offiziell spannen. Sie hat ein eigenes Weblog gestartet, dessen Idee mir sehr gefällt: Sie zeigt neben besonders gelungenen ATCs (heute gibt es ein Mosaik eines sehr spannenden Satzes) auch ihre Skizzen und Übungen in grösseren Formaten als den ATCs.
Üben, Verwerfen, weiter üben… Das sind für mich schwierige Themen. Als ich mit dem Schreiben begonnen habe, entstanden die Texte am laufenden Band: Formen, Stile, Themen, das meiste zu gross, allzu häufig allzu misslungen. Doch irgendwann hat sich das geändert. Es war, als wollte ich die Fehlversuche auslassen, nur noch Letztgültiges zu Papier bringen. Immer weniger wurde tatsächlich aufgeschrieben.
Schliesslich bin ich ein Manuskript-Vernichter geworden. Kaum etwas kann ich aufheben, was mir nicht tauglich scheint. Es ist, als könnte ich die Beweise des Scheiterns nicht in meiner Nähe dulden. Ja, ich will sie nicht einmal mehr in der Welt wissen. Ein Freund von mir ist Maler. Wenn er ein Bild weniger gelungen findet, übermalt er es. Er nennt diese Versuche gute Grundierungen für Neues.
Jetzt werde ich meine Frau beim Ausprobieren beobachten. Wer weiss, am Ende kehrt mir vielleicht ein wenig der heiteren Gelassenheit im Schreiben der Teenager-Tage zurück. Schön wär das schon…