Mit gelben Birnen hänget
Und voll mit wilden Rosen
Das Land in den See,
Ihr holden Schwäne,
Und trunken von Küssen
Tunkt ihr das Haupt
Ins heilignüchterne Wasser.
Weh mir, wo nehm ich, wenn
Es Winter ist, die Blumen, und wo
Den Sonnenschein,
Und Schatten der Erde?
Die Mauern stehn
Sprachlos und kalt, im Winde
Klirren die Fahnen.
Friedrich Hölderlin (1770-1843)
••• Mir hatte es bei diesem Autor die Biographie immer mehr angetan als sein Werk. Ich gebe es gern zu: Während ich mit den die Griechen rühmenden Hymnen nichts anfangen konnte und noch immer nicht kann, übte die Vorstellung des aus Liebe irr Gewordenen und ein halbes Leben im Turm von der Welt abgekehrten Dichters zu meiner Abiturzeit eine ungemein starke Faszination auf mich aus. Über Mangel an Identifikationspotential konnte ich wirklich nicht klagen…
Aus all seinen Werken, die wieder und wieder gerühmt wurden als „vollendete Sprachgebilde, deutsche Sprachwunder“ [Johannes R. Becher], stach für mich ein Gedicht heraus, das mich ganz und gar und unmittelbar traf: „Hälfte des Lebens“. Bei diesem Stück Dichtung war es vorbei mit der „heiligen Schicklichkeit“, die für Hölderlin die Kunst nach eigenem Bekunden war. Vor diesen Zeilen stand ich sprachlos da. Mehr als diese hätte er, dachte ich damals, nicht schreiben müssen, um seinen Ruhm zu rechtfertigen.