Kalenderblätter

Samstag, den 5. Januar 2008

Kalenderblatt 5. Januar

••• Die Herzdame steckt voller Ideen und ist ins neue bürgerliche Jahr mit einem neuen Blog gestartet, in dem Sie täglich ein Kalenderblatt präsentiert. Sie illustriert darauf Ereignisse, die sich am selben Kalendertag ereignet haben – und zwar nicht zwingend, wie der Titel des Blogs vermuten lassen könnte, 10 Jahre zuvor. Ich fand die vergleichbare Rubrik auf der Hauptseite der Wikipedia schon immer interessant. Aber noch spannender finde ich nun, welche Ereignisse die Herzdame herauspicken und wie sie sie bebildern wird.

Also husch, husch, auf die Rolle mit: 10 Years Ago.

Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund

Donnerstag, den 18. Januar 2007

Lips - ©2006-2007 ~erusa

Eine verliebte Ballade für ein Madchen namens Yssabeau

Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund,
ich schrie mir schon die Lungen wund
nach deinem weißen Leib, du Weib.
Im Klee, da hat der Mai ein Bett gemacht,
da blüht ein schöner Zeitvertreib
mit deinem Leib die lange Nacht.
Da will ich sein im tiefen Tal.
Dein Nachtgebet und auch dein Sterngemahl.

Im tiefen Erdbeertal, im schwarzen Haar,
da schlief ich manches Sommerjahr
bei dir und schlief doch nie zuviel.
Ich habe jetzt ein rotes Tier im Blut,
das macht mir wieder frohen Mut.
Komm her, ich weiß ein schönes Spiel
im dunklen Tal, im Muschelgrund…
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

Die graue Welt macht keine Freude mehr,
ich gab den schönsten Sommer her,
und dir hat’s auch kein Glück gebracht;
hast nur den roten Mund noch aufgespart,
für mich so tief im Haar verwahrt…
Ich such ihn schon die lange Nacht
im Wintertal, im Aschengrund…
Ich bin so wild nach deinem Erdbeermund.

Im Wintertal, im schwarzen Erdbeerkraut,
da hat der Schnee sein Nest gebaut
und fragt nicht, wo die Liebe sei.
Ich habe doch das rote Tier so tief
erfahren, als ich bei dir schlief.
Wär nur der Winter erst vorbei
und wieder grün der Wiesengrund!
… ich bin so wild nach deinem Erdbeermund!

François Villon, aus: „Die lasterhaften Balladen des François Villon“
Nachdichtung von Paul Zech
© 1962-2006 Deutscher Taschenbuch Verlag, München


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Die Ballade von den Mädchen

Mittwoch, den 17. Januar 2007

Plum

Die Ballade von den Mädchen, die keinen Mann mehr finden

Sie haben alle einen Abend lang
und hautnackt blank
im grünen Gras gelegen.
Und haben da in solcher Nacht
den Mann um seinen Schlaf gebracht,
sie wußten wohl weswegen.
Das war im Sommerjahr ihr schönster Traum,
denn winters grünt im Wald kein Pflaumenbaum.

Im Pflaumenbaum da sang die Nachtigall
noch manches Mal das Lied vom Sündenfall.
Und oben bei den Schafen
da stand ein fetter Mond und ließ
den Knaben, der so schön auf seiner Flöte blies,
die ganze Nacht nicht schlafen.
Er hat an das, was nachher kommt, gedacht
und in der Früh sich aus dem Staub gemacht.

Da banden sich die Mädchen einen Kranz ins Haar
und klopften an bei Jesu Engelschar,
daß er sie von den Bösewichtern
erlöse für und für.
Doch Petrus stand mit seinem Sarraß vor der Tür
und zeigte auf den See, da irrten sie herum, die Lichter,
die Angedenken aus der Pflaumenzeit
in einem dicken Würmerkleid.

So manche Frau trägt immer noch die Jungfernhaut,
obwohl ihr Haar schon dünn ist und ergraut.
Die ganze Nacht brennt in der Kammer Licht
und aus dem Spiegel grinst ein häßliches Gesicht.
Da möchte sie das Bild zerschmeißen.
Doch Glück und Glas, das reimt sich nie
auf Pflaumenbaum und Zitterknie.

François Villon, aus: „Die lasterhaften Balladen des François Villon“
Nachdichtung von Paul Zech
© 1962-2006 Deutscher Taschenbuch Verlag, München


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Ballade, um als Schluß zu dienen

Dienstag, den 16. Januar 2007

Und hiemit schließt das Testament,
das euch François Villon beschert.
O kommt zur Leiche, falls ihr könnt,
wenn ihr das Sterbeglöcklein hört;
doch in zinnoberrotem Kleid:
Er ist ein Märtyrer, der leidet.
Er schwört’s bei seiner Männlichkeit,
bis er aus diesem Leben scheidet.

Und er spricht wahr. Von seinen Lieben
ward schon von je François Villon
mit Schimpf und Schmach davongetrieben,
so daß von hier bis Roussillon
kein Bäumchen, keine Hecke steht,
die ihn mit scharfem Dorn nicht schneidet,
kein Wind geht, der ihn nicht verweht,
bis er aus diesem Leben scheidet.

Und naht einst seine Todesstunde,
besitzt er sicher keinen Fetzen;
die kaum vernarbte tiefe Wunde
wird stets die Liebe neu verletzen.
Von ihrem scharfen Dorne wird
das Leben täglich ihm verleidet,
so daß er ohne Ruhe irrt,
bis er aus diesem Leben scheidet.

Geleit

O seht, ihr Wirte, seine Pein
und seine Armut an. Drum kreidet
ihm täglich ein paar Liter Wein,
bis er aus diesem Leben scheidet.

François Villon,
übertragen von K. L. Ammer

••• Wenn ich so fortfahre, werden am Ende noch alle meine Quellen offenliegen; der Brunnen der Inspiration ausgeleuchtet bis in die letzten Winkel… Aber was solls. Ich bin ja in bester Gesellschaft.


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