Handwerker und Käufer

25. November 2013

Im 21. Jahrhundert beschäftigt sich sowieso kaum noch jemand mit Literatur. Es gibt viele Schriftsteller, aber wenig Literatur. Die Schriftsteller sind zu Handwerkern geworden, und die Leser zu Käufern. Was gut verkauft wird, ist gesund. Was nicht verkauft wird, ist krank, bedrohlich und hat zu verschwinden.

Edo Popović

Stammbäume

24. November 2013

Familienstammbaum interaktiv
Die Personen des »Alphabet« in einem interaktiven Stammbaum

••• Viele Leser des »Alphabets« haben sich seinerzeit einen grafischen Stammbaum gewünscht, weil es schwer falle, die vielen (vor allem die tschechischen) Namen auseinanderzuhalten. Wer ist mit wem wie verwandt? Und wieso ist Eva Marková nicht nur die seraphische Geliebte von Alex Rottenstein, sondern zusätzlich noch seine Cousine? Zwischenzeitlich misstraute die Verbrecher-Lektorin meinen Behauptungen über die Familienverhältnisse, wenn bspw. Alex Rottenstein seinen Großonkel Franz Regensburger immer nur Onkel Franz nennt. Und so weiter.

Ich habe nun eine Software bemüht, um die Personen und ihre verwandtschaftlichen Verbindungen grafisch darstellen zu können. Diese Software kann sogar eine interaktive Online-Version exportieren. Die Unerhörtheit, dass sich Familienstammbäume überschneiden und Cousin und Cousine heiraten, scheint nicht vorgesehen zu sein. Jedenfalls bekomme ich keinen vollständigen Graph, der alle beteiligten Personen zeigt. Muss ich das jetzt doch von Hand zeichnen?

Jedenfalls sieht man: So verworren und schwierig ist das gar nicht.

Editorische Notiz

14. November 2013

••• Es geschieht nicht oft, dass ein Buch ein zweites Leben geschenkt bekommt. Einmal in der Welt, ist es für gewöhnlich dazu verurteilt, zu bleiben, wie es geboren wurde. Keine Entwicklung, kein Reifen. Da haben Autoren es besser. »Das Alphabet des Juda Liva« war mein Debüt-Roman. Als ich begann, ihn zu schreiben, war ich 21 und hätte mit Vehemenz behauptet, dass ich nie auch nur ein Wort an diesem Text würde ändern wollen. Wie man sich irren kann!

Die Originalausgabe ist 1995 im Ammann-Verlag, Zürich, erschienen und seit vielen Jahren vergriffen, ebenso die Taschenbuchausgabe, die 1998 bei dtv erschien. Als ich meinem Verleger vorschlug, eine Neuausgabe zu machen, hatte ich eigentlich nur im Sinn, dass der Text zugänglich bleiben soll. Dann aber begann eine Auseinandersetzung mit dem Roman, wie ich sie nicht erwartet hatte.


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Nominee

13. November 2013

••• »The Canvas«, die US-Ausgabe der »Leinwand«, findet sich im illustren Kreis der Nominierungen für den International IMPAC Dublin Award und hat es auf die Longlist geschafft. Autor und Übersetzer freuen sich.

Zivilisation

6. November 2013

Civilization is the progress of a society towards privacy. The savage’s whole existence is public, ruled by the laws of his tribe. Civilization is the process of setting man free from men.

Ayn Rand

Gott hör …

29. Oktober 2013

Um meine Augen zieht die Nacht sich
Wie ein Ring zusammen.
Mein Puls verwandelte das Blut in Flammen
Und doch war alles grau und kalt um mich.

O Gott und bei lebendigem Tage,
Träum ich von Tod.
Im Wasser trink ich ihn und würge ihn im Brot.
Für meine Traurigkeit gibt es kein Maß auf deiner Waage.

Gott hör… In deiner blauen Lieblingsfarbe
Sang ich das Lied von deines Himmels Dach –
Und weckte doch in deinem ewigen Hauche nicht den Tag.
Mein Herz schämt sich vor dir fast seiner tauben Narbe.

Wo ende ich? – O Gott! Denn in die Sterne,
Auch in den Mond sah ich, in alle deiner Früchte Tal.
Der rote Wein wird schon in seiner Beere schal
Und überall – die Bitternis – in jedem Kerne.

Else Lasker-Schüler (1869-1945)

••• In den letzten Monaten habe ich das komplette »Heimat«-Werk von Edgar Reitz gesehen, zum Teil erneut, das meiste zum ersten Mal. In einem der Filme singt Clarissa dieses Gedicht von Lasker-Schüler. »Mein Herz schämt sich vor dir fast seiner tauben Narbe.« Meins schämte sich, als ich das hörte – und schämt sich noch.

Juden und Worte

28. Oktober 2013

••• Mit großer Freude habe ich für den WDR ein Buch aus dem Jüdischen Verlag im Suhrkamp Verlag gelesen und besprochen. Amos Oz schreibt in »Juden und Worte« gemeinsam mit seiner Tochter, der Historikerin Fania Oz-Salzberger, u. a. über die enge Verbindung zwischen Worten und dem Überleben durch Erinnerung. Die Sendung »Sprechstunde« kann man »» hier nachhören, den Beitrag über »Juden und Worte« ab 17:10.


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