Archiv der Kategorie 'Die Leinwand'

Lesungen

Donnerstag, den 5. November 2009

••• Der Verlag teilt mir die ersten Einladungen zu Lesungen mit. Und nach so vielen Jahren der Öffentlichkeitsabwesenheit, fühlt es sich merkwürdig an, dass es sich gleich um zwei große Literaturfestivals handelt: lit.COLOGNE (Köln im März, kurz vor der Buchmesse) und die Vattenfall Lesetage (Hamburg im April). Emotional schwanke ich im Moment zwischen »Leinwand«-Aktionismus (als könnte ich selbst im Moment noch viel tun…) und dem Drang, mich nur noch voll und ganz mit »Diamond District« zu befassen, dessen Figuren und Geschichten immer plastischer werden.

Nebenan liegen die grippefiebernden Kinder. Dass ich mich nur nicht anstecke jetzt, wo es doch in wenigen Tagen erneut nach Antwerpen geht…

Am neuen Buch schreiben – das wäre doch eine sinnvolle Tätigkeit für die nächsten 82 Tage, 3 Stunden und 32 Minuten.

Handschriftenfund

Freitag, den 30. Oktober 2009

Notizen der ersten Leinwand-Sätze (Zichroni)

••• Gerade drüber gestolpert: Die ersten Sätze der »Leinwand« habe ich im Flugzeug nach Israel geschrieben, in ein von der Herzdame geschenktes Moleskine. Man kann den letztendlichen Text immerhin schon erahnen.


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Feurige Reden

Donnerstag, den 29. Oktober 2009

Heinrich V - Szene aus dem gleichnamigen Film von und mit Kenneth Branagh
Heinrich V – Szene aus dem gleichnamigen Film von und mit Kenneth Branagh

••• Eines meiner liebsten Stücke von Shakespeare ist »Heinrich V«. Besonders angetan haben es mir bei diesem Stück seine feurigen Reden. So etwa die unmissverständliche Antwort Heinrichs auf Botschaft und Geschenk des Dauphin von Frankreich – eine Truhe voller Tennisbälle – auf das englische Ultimatum. Oder die Aufforderung zur Kapitulation an die Stadtoberen des belagerten Harfleur.

Das Highlight aber war für mich immer Heinrichs große Rede vor der Schlacht bei Azincourt. 12.000 von Kämpfen und Märschen ermattete englische Soldaten treffen auf ein frisches Heer von 60.000 Franzosen. Eine Niederlage scheint unvermeidlich. In der Nacht vor der Schlacht mischt sich der König unerkannt unter seine Soldaten, die den Morgen fürchten, während die Franzosen ihn ersehnen. Er spürt ihre Angst, die Mutlosigkeit vor der aussichtslos erscheinenden Schlacht.


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Das erste Sonett

Freitag, den 28. August 2009

Holding Hands © orangevolvogrl86@deviantart.com (2003)
Holding Hands – © orangevolvogrl86@deviantart.com (2003)

Als wir zerfielen einst in Du und Ich
Und unsere Betten standen Hier und Dort
Ernannten wir ein unauffällig Wort
Das sollte heißen: ich berühre dich.

Es scheint: solch Redens Freude sei gering
Denn das Berühren selbst ist unersetzlich
Doch wenigstens wurd »sie« so unverletzlich
Und aufgespart wie ein gepfändet Ding.

Blieb zugeeignet und wurd doch entzogen
War nicht zu brauchen und war doch vorhanden
War wohl nicht da, doch wenigstens nicht fort

Und wenn um uns die fremden Leute standen
Gebrauchten wir geläufig dieses Wort
Und wußten gleich: wir waren uns gewogen.

Bertolt Brecht (1898-1956)

••• Was weiß denn ich, welche Wege mitunter die Assoziationen nehmen?! Heute fielen mir spontan zwei Bruchstücke dieses Gedichtes ein. Da war zunächst das erste Quartett und dessen Schluss: »ich berühre dich«. Und die letzte Zeile wusste ich noch: »Und wußten gleich. wir waren uns gewogen.«

Ich berühre dich… Wieviel Zärtlichkeit steckt in diesen drei Worten!


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Turmsegler bei DILIMAG

Montag, den 17. August 2009

DILIMAG Logo••• Das Innsbrucker Zeitungsarchiv (IZA) zur deutsch- und fremdsprachigen Literatur ist eine Einrichtung des Institut für Germanistik an der Universität Innsbruck. Ausgehend von einer Zeitungsausschnittsammlung, deren Anfänge bis in die frühen 1960er Jahre zurückreicht, hat es sich zu einem breit angelegten Medienarchiv entwickelt und gilt seit einigen Jahren als die größte universitäre Dokumentations- und Forschungsstelle für Literaturkritik, Literaturvermittlung und Massenmedien im gesamten deutschen Sprachraum. Auf der Basis ausgewählter deutschsprachiger Printmedien (derzeit 32 Tages- und Wochenzeitungen und mehr als 40 Literatur- und Kulturzeitschriften) sowie der Hörfunk- und Fernsehprogramme der öffentlich-rechtlichen Rundfunk- und Fernsehanstalten in Deutschland, Österreich und der Schweiz beobachtet und dokumentiert das IZA die nichtwissenschaftliche, journalistische Literaturkritik und Literaturvermittlung in diesen Ländern.

Das zum IZA gehörende Projekt DILIMAG beschäftigt sich seit März 2007 mit der Erfassung, Beschreibung und Archivierung von deutschsprachigen digitalen Literaturmagazinen. Das Projekt wird in Zusammenarbeit mit DEA (Abteilung für Digitalisierung und elektronische Archivierung der Universitätsbibliothek Innsbruck) ausgeführt. Die Finanzierung trägt der österreichische Forschungsfond FWF.

Unter die Literaturzeitschriften zählt DILIMAG auch deutschsprachige Weblogs, die sich mit Literatur auseinandersetzen. Auch diese Weblogs werden elektronisch archiviert, um sie dauerhaft für die Forschung zugänglich zu machen.


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Liebes-Lied

Sonntag, den 26. Juli 2009

Wie soll ich meine Seele halten, daß
sie nicht an Deine rührt? Wie soll ich sie
hinheben über dich zu andern Dingen?

Ach gerne möcht ich sie bei irgendwas
Verlorenem im Dunkel unterbringen
an einer fremden stillen Stelle, die
nicht weiterschwingt, wenn deine Tiefen schwingen.

Doch alles, was uns anrührt, dich und mich,
nimmt uns zusammen wie ein Bogenstrich,
der aus zwei Saiten eine Stimme zieht.

Auf welches Instrument sind wir gespannt?
Und welcher Geiger hat uns in der Hand?
O süßes Lied.

Rainer Maria Rilke (1875-1926)

••• Mit Tanja Warter (Presse C. H. Beck) sprach ich am Freitag über die Inkompatibilität zwischen orthodoxem Alltag und Literatur. Sie war überrascht. Ich habe darüber noch nie gesprochen, aber mich bewegt der Gedanke schon seit geraumer Zeit. Streng genommen ist er schon präsent, seit ich die Arbeit an der »Leinwand« begonnen habe. Es ist sicher kein Zufall, dass ich Amnon Zichroni mit 15 Jahren in das verbotene Zimmer der Eltern führe und ihn dort auf die »unpassende Liebe«, nämlich die Dichtung stoßen lasse. Nun ist Amnons Konflikt nicht einmal der, orthodox zu sein und »verbotene Bücher« zu schreiben. Der erste wesentliche Wendepunkt in seinem Leben belegt aber, wie deutlich die »Inkompatibilität« ist. Allein diese Bücher zu lesen, wird schon als »bitul zman« (Zeitverschwendung) betrachtet. Um wie viel größer ist die Verschwendung, wenn man nicht nur liest, sondern diese Bücher auch noch schreibt?

Es sind besonders die Folgen des Schreibens und Veröffentlichens, die im Kontrast stehen zu den Forderungen der Mussar-Lehrer, Demut zu üben, das Ego zurückzudrängen, in der Gemeinschaft aufzugehen, statt als Individuum hervorzustechen durch Talente und Fähigkeiten, die nicht in direktem Torah-Zusammenhang stehen.


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Erste Sätze

Mittwoch, den 22. Juli 2009

Rabbi Shmuel Plafker at a funeral service for Jeffrey Lynn Schneider at a plot owned by the Hebrew Free Burial Association on Staten Island.
Rabbi Shmuel Plafker at a funeral service for Jeffrey Lynn Schneider at a plot owned by the Hebrew Free Burial Association on Staten Island. (Foto: © Kirsten Luce for The New York Times)

••• Wenn mir für ein neues Projekt der erste Satz einfällt, ist das meist ein untrügliches Zeichen, dass die Sache nicht mehr aufzuhalten ist. Und wie wird »Diamond District« beginnen. Ich denke, mit einem Hauptsatz:

Meist wasche ich die Toten nachts.

Über das Warum darf spekuliert werden.


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