Irgendwas in Prosa

6. November 2012

Wuppertal
Wuppertal

••• Die »Replay«-Lesung gestern in Wuppertal war ein würdiger wenn auch dürftig besuchter Abschluss der Tour. Eine Überraschung gab es jedoch: Marius Fränzel aka Bonaventura war eigens aus Solingen angereist. Man erinnere sich: Ihm ist es zu verdanken, dass die Schach-Partie zwischen Matana und Ed Rosen in »Replay« auch der Untersuchung durch theoriestärkere Schachspieler standhalten kann.

Wir hatten im Anschluss an die Lesung ein außerordentlich anregendes Gespräch über Arno Schmidt, diverse Bücher, die noch dringend zu lesen wären, und außerdem konnte geklärt werden, dass »Replay« kein Roman ist.

Perhaps we ought to define what a novel is before starting. This will not take a second. M. Abel Chevalley has, in his brilliant little manual, provided a definition, and if a French critic cannot define the English novel, who can? It is, he says, »a fiction in prose of a certain extend« (une fiction en prose d’une certaine étendue). That is quite good enough for us, and we perhaps go so far as to add that the extend should not be less than 50.000 words. Any fictitious prose work over 50.000 words will be a novel for the purposes of these lectures, and if this seems to you unphilosophic will you think of an alternative definition, which will include The Pilgrim’s Progress, Marius the Epicurean, The Adventures of a Younger Son, The Magic Flute, The Journal of the Plague, Zuleika Dobson, Rasselas, Ulysses, and Green Mansions, or else will give reasons for their exclusion?

E. M. Forster: Aspects of the Novel (1927)
San Diego, New York: Harcourt, 1985. p. 5 | 6. 1 Abel

Ich konnte natürlich nicht ins Hotelbett fallen, bevor ich »Replay« einer Prüfung unterzogen hatte. Ganze 39.954 Wörter zählt dieses der Bezeichnung »Roman« unwürdige Werk. Davon würde ich allenfalls noch einige wenige streichen, jedoch nichts hinzufügen wollen oder können.

Ich gebe es daher hiermit offiziell bekannt: »Replay« ist kein Roman, sondern lediglich irgendwas in Prosa!

Ich werde weitere Versuche unternehmen müssen und nehme mir fest vor, in meinem nächsten Prosa-Machwerk die Roman-Grenze, so sie denn erreicht werden sollte, im Text deutlich zu markieren.

2 Reaktionen zu “Irgendwas in Prosa”

  1. glumm

    Solinger sind stets für eine Überraschung sehr gut.

  2. Ingrid

    Mit roter Linie würde ich anregen. Und Fußnote: „You’re entering the novel-sector.“

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