Toronto und retour

19. Oktober 2012

After 14 hours work spare time should be devoted to reading good literature.

CN-Tower, Toronto••• Die Universitätsstadt Rochester – Sitz von Open Letter Books – liegt im Nordwesten des US-Bundesstaates New York am Südufer des Ontario-Sees. Die Grenze zwischen den USA und Kanada verläuft in der Mitte des Sees. Toronto, die zweite Station der Canvas-Tour, liegt etwas weiter westlich am Nordufer. Da man den See umfahren muss, ist man über drei Stunden mit dem Auto unterwegs. Wir hatten also nicht viel Zeit, um nach unserer Ankunft in Rochester zu verschnaufen. Mittags schon mussten wir uns auf den Weg nach Toronto machen.

Auf dem Programm dort stand am Mittwoch ein Literarischer Salon, ausgerichtet und besucht von ebenso sympathischen wie interessanten Leuten mittleren bis gehobenen Alters aus dem – vorsichtig ausgedrückt – Großbürgertum Torontos. Das Treffen fand in einem ausnehmend geschmackvoll eingerichteten Privathaus statt. Nach kurzem Buffet-Empfang traf man sich im – nun eben! – im Salon des Hauses. Da es sich um eine Runde ausgesprochener Literaturliebhaber handelte, durfte ich nach einer Anmoderation durch Verleger Chad Post eine »europäische« Lesung geben, also ganze 40 Minuten lesen. Im Anschluss sprudelten die Fragen nur so, und Autor und Übersetzer standen Rede und Antwort für sicher weitere 40 Minuten. Wir hatten sogar Gelegenheit, »Replay« kurz vorzustellen. Das Interesse an diesem Thema war groß, ebenso das Bedauern, dass es noch keine Aussicht auf Übersetzung gibt. Aber wer weiß … vielleicht finden sich ja in Toronto Sponsoren für ein solches Übersetzungsprojekt. Ich würde jedenfalls liebend gern wieder dort lesen, dann aus »Replay«.

Reproduktion eines historischen Aushangs in einem Coffee Shop in Toronto
Reproduktion eines historischen Aushangs in einem Coffee Shop in Toronto

Dann könnte ich auch ein wenig länger in Toronto bleiben, das unbedingt eine Reise und einen längeren Aufenthalt wert ist. Was den Gastgebern nicht gefällt, hat mich besonders fasziniert: die neuen, futuristischen Glasbauten rund um den CN-Tower, das Nebeneinander von historischer (das sind hier max. 300 Jahre, räusper) und neuer Architektur. Wenn man durch dieses neue Viertel fährt, kommt man sich vor wie in einer Mega-City aus einem SciFi-Film. Leider konnte ich keine vernünftigen Fotos machen. Es ist also ein klarer Fall: Ich muss dort noch einmal hin.

Chad Post, Brian Zumhagen und ich (v.l.n.r.) in der University of Rochester
Chad Post, Brian Zumhagen und ich (v.l.n.r.) in der University of Rochester

Am gestrigen Donnerstag stand eine Veranstaltung in der University of Rochester an. Open Letter Books ist der Universität angegliedert. Diverse Studenten bekommen hier eine solide Ausbildung, um später als Übersetzer literarischer Texte arbeiten zu können. Nach der Lesung hier ging es denn auch mehr um explizit literarische Fragen: Erzählperspektiven, Sprache, Übersetzungsprobleme.


Auch hier habe ich 30 Minuten aus beiden Erzählsträngen gelesen, bevor Brian das Gespräch eröffnete, an dem sich die Zuhörer gern beteiligten.


Aus Brians Übersetzung vorzulesen kommt mir vor, als würde ich aus dem Original vortragen. Ich bin sehr glücklich mit der US-Ausgabe.

Nach der Veranstaltung löste Chad in einer Bar sein Versprechen ein, mir Baseball zu erklären. Wir haben zunächst die wesentlichen Fakten behandelt: 1) Nach drei Outs ist das Inning vorbei. 2) Die Cardinals sind die beste Baseball-Mannschaft des Universums. Um die weiteren Kleinigkeiten werden wir uns in den kommenden Tagen kümmern. Dass die Mannschaften hier pro Saison 162 Spiele zu absolvieren haben, also fast jeden Tag eine mehrstündige Partie, konnte ich kaum glauben.


Brian berichtete gern von seiner ersten Begegnung mit dem Roman und spezifischen, kniffligen Fragen bei der Übersetzung

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