Shahin Najafi

20. Mai 2012

Shahin Najafi • Foto: dapd••• Rapper sind böse Buben mit unzimperlichem Vokabular. Das gehört gewissermaßen zum Genre und ist unterdessen schon mainstream-tauglich, wenn man bspw. Eminem heißt und in den USA lebt. Zu einem echten Problem kann es werden, wenn man aus dem Iran stammt und über shiitische Heilige rappt, ein aktuelles CD-Cover mit einer zu einem weiblichen Busen verfremdeten Moschee-Kuppel ziert und damit die Mullahs und insbesondere Ayatollah Lotfollah Safi-Golpayegani erzürnt. In Kreisen dieses Klerus reagiert man auf solche Ärgernisse nämlich gern mit einem Aufruf zum Mord. Die Rede ist von Shahin Najafi. Für seine Ermordung wurde ein Blutlohn von US$ 100.00 ausgelobt.

Shahin Najafi lebt im Exil in Deutschland. Jene, die sich an die Axt-Attacke auf einen der Zeichner der Mohammed-Karikaturen, die »Dagbladet« einst veröffentlichte, erinnern, wissen, dass solche Fatwas und Blutlöhne Wirkung zeigen. Najafi ist nicht weltberühmt wie ein Salman Rushdie, der von vielen geschützt wurde und die vielen Jahre der Bedrohung überlebt hat. Najafi braucht Fürsprecher, und er braucht Schutz.

Unter denen, die sich aktiv für Shahin Najafi einsetzen, gehört Günter Wallraff. In der »Zeit« rief er zur Solidarität mit Najafi auf:

Shahin ist nicht so berühmt wie Salman Rushdie, der 1989 in einer Fatwa mit dem Tod bedroht wurde. Ich habe damals Rushdie bei mir aufgenommen. Ich wünsche mir jetzt, dass wir eine breite Solidarität mit Shahin organisieren können. Ich rufe die Künstler und Musiker dieses Landes auf, ihm zu helfen. [Shahin ist] die Hoffnung des anderen, jungen Irans. Er kann in Zukunft noch eine große Rolle spielen.

Selbst wenn er es nicht wäre ‐ Todesdrohungen gegenüber Künstlern, ausgestoßen von religiösen »Autoritäten«, sind nicht hinnehmbar. Najafi erhält unterdessen auch staatlichen Schutz. Aufmerksamkeit für seinen Fall, einen erneuten eklatanten Verstoß gegen jegliches zeitgemäßes Rechtsverständnis, hilft dem Rapper jedoch auch. Die Printmedien berichteten bereits über den Fall, am ausführlichsten wohl der »Spiegel«, dem Najafi auch ein Interview gab.

Ich mache weiter, das weiß ich. Ich kann mich nicht verstecken. Ich bin Musiker. Ich muss auftreten.

Dass dies die richtige Entscheidung ist angesichts einschüchternder und lebensbedrohender Ausfälle von religiösen Fanatikern, sollten wir Shahin Najafi durch Blogbeiträge, Tweets und Facebook-Meldungen zeigen. Er braucht die moralische Unterstützung.


Shahin Najafi & Majid Kazemi – Naghi

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