Im Auge des Betrachters

25. Februar 2012

••• In der heutigen »Literarischen Welt« ist unter dem Titel »Im Auge des Betrachters« Jakob Hessings Besprechung von »Replay« erschienen. Wie ich aus zuverlässiger Quelle weiß, war der Artikel ursprünglich noch ein nicht unwesentliches Stück länger.

Hier ist Platz für den »Übersatz«.

Die Welt ist zum humanen Internet geworden, und das hat erschreckend inhumane Folgen. Nicht nur dem Erzähler Ed Rosen gehen seine Kommunikationskanäle durch Mark und Bein, sondern auch dem Leser. Der Roman beginnt und endet mit panischer Angst. »Ich fürchte mich vor Erscheinungen, die ich nicht selbst erfunden habe«, sagt Rosen zweimal, auf der ersten und der letzten Seite. »Und nun dieser Huf…« Er ist aufgewacht, unter der Bettdecke ragt der Bocksfuß des Pan hervor, und der Schreck darüber bringt ihn zum Sprechen.

Schon das Christentum hatte den griechischen Gott der Natur verteufelt, und auch in Benjamin Steins Himmelreich der Elektronik ist er der heimliche Gegenspieler. Aber auch hier verliert er den Kampf: Ed Rosens schönste Erinnerung ist erotisch, aber die Geschichte, die sie erzählt, ist keine Liebesgeschichte. Es ist eine ménage à trois mit seiner Geliebten und einer weiteren Frau, und sie ist ihm zum Verhängnis geworden. Für diese Frau hat seine Geliebte ihn verlassen, und beide haben sich spurlos aus dem System ausgeklinkt.

Ed Rosen ist allein geblieben, eingefangen in den Rändern seiner Blindheit. Und nicht nur seine Geliebte versinkt hinter ihnen, sondern schließlich auch die große Vaterfigur des Romans: am Ende zieht selbst Professor Matana sich aus der Welt seiner Erfindung zurück.

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